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Tipps aus Leipzig

Der Tag der Tage: So wird die Geburtstagsparty ein Knaller

Zu einer Geburtstagsparty gehört natürlich eine Torte.

Zu einer Geburtstagsparty gehört natürlich eine Torte.

Wo früher Topfschlagen, Sackhüpfen oder die Reise nach Jerusalem reichten, um Geburtstagskind und Gästeschar bei Laune zu halten, sind Kindergeburtstage heutzutage Mini-Events.

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Ob die Kinderparty in guter Erinnerung bleibt, steht und fällt mit der Wahl des Party-Orts, der richtigen Animation und nicht zuletzt fantasievoller Dekoration.

Kein Wunder also, dass der Ehrentag ihrer Sprösslinge für Eltern eine der größten Herausforderungen des Jahres darstellt. Schließlich muss der Tag der Tage extraspannend sein. Unvergesslich. Auf jeden Fall irgendein Superlativ. Denn wenn Felix eine Party unter dem Motto Zirkusspaß veranstaltet, ist das bei Hannah natürlich tabu. Feiert Sophie im Kletterwald, wird Jonas dort wohl niemals aufkreuzen – zumindest, wenn es nach deren Eltern geht. Was nämlich ambitioniert mit der Maßgabe, seinen Kindern etwas Besonderes zu bieten, beginnt, artet nicht selten in (unnötigen) Konkurrenzdruck aus. Dabei sollen doch vor allem Spaß und gute Stimmung beim Miteinander im Vordergrund stehen.

Um die Geburtstagsmeute in Schwung zu bringen, muss das Rad zwar nicht neu erfunden werden, doch manchmal ist guter Rat bei der Planung teuer. Andreas Fischer kennt das Dilemma als zweifacher Familienvater nur zu gut. „Jedes Jahr zerbricht man sich den Kopf, wie der Kindergeburtstag aussehen soll, denn irgendwann sind die Ideen einfach aufgebraucht.“ Doch Fischer wäre nicht Inhaber einer Marketing-Agentur, wenn es ihm an Einfällen mangeln würde.

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Seit April bringt der Leipziger nun mit seiner Firma "Kindermobil24" Geburtstagspartys in Gang. "Der Grundgedanke ist, in vertrauter Umgebung etwas Besonderes zu veranstalten", sagt Fischer. So hat sein Kindermobil allerhand für die heimische Fete geladen: Neben altbewährter Bespaßung wie Hüpfburg und Popcornmaschine, stechen vor allem die Themenpartys heraus. Da kann der Garten schon mal zum Indianerdorf mit Tipis werden, die von den Kindern selbst bemalt werden können, oder ein nach einem bestimmten Motto dekoriertes Festzelt wird errichtet.

„Die Feier ist gelungen, wenn die Kinder am Ende sagen, dass es super war“, betont er. Darum sind Extrawünsche eher Herausforderung als Hindernis für Fischers mehrköpfiges Team. Ob Bastelparty, Kinderdisco, Riesenmikado oder Seifenblasenfestival – das Komplettpaket aus drei Stunden Kinderbetreuung, Animation, Geburtstagsdekoration, Equipment sowie Auf- und Abbau gibt es für 180 Euro.

Nicht zuletzt weil Eltern häufig um Fensterscheiben, das gute Porzellan oder die Unversehrtheit des neuen Heimkinos bangen, wenn eine ganze Kinderhorde in den eigenen vier Wänden Gas gibt, werden Partys gern ausgelagert. Sommerkinder haben meist das Wetter auf ihrer Seite und können draußen feiern. Ist kein eigener Garten da, geht es einfach mit Outdoorspielzeug und Picknickkorb in den Park.

Eine kleine Schatzsuche mit versteckten Hinweisen oder ein Verkleidungswettrennen sind leicht organisiert. Scheint auch noch die Sonne, wird „Wandelnde Schatten“ gespielt: Der Jäger soll die anderen Spieler nicht berühren, sondern darf nur auf ihren Schatten treten. Gelingt es ihm, wird der getroffene Spieler zum Jäger.

Droht schlechtes Wetter, sind Indoorspielplätze mit Bällebad, Kletterwand und Trampolin zwar witterungsunabhängige Alternativen, doch da es bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung gibt, steht einer Frischluftparty auch bei Regen theoretisch nichts im Weg.

Bei den Geburtstagsfeiern, die Kultur- und Naturpädagogin Anja Hümmer mit ihrem Unternehmen "Naturnah" anbietet, sind die Kinder der Natur so richtig auf der Spur: Das Schnitzen von Zauberstäben und Klanghölzern aus gesammelten Holz ist ebenso aufregend wie kleine Naturexpeditionen im Leipziger Auwald, ein Wildkräuterfest im Nonnenholz oder die Anfertigung von Geldbeuteln und Stifthaltern aus Tetrapacks. Für die Party im Grünen müssen etwa 100 bis 130 Euro einkalkuliert werden.

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Da sich bei etwas älteren Kindern meist schon bestimmte Interessen abzeichnen, darf es beim Feiern des Wiegenfestes auch mal spezieller und individueller zugehen. Abenteuerlustige Sportskanonen machen Kletterhallen unsicher, während Computerliebhaber wiederum Kinderpartys mit PC-Spielen lieben.

In Schleußig bietet "lydiatrudi" Geburtstagsspaß für kleine Nähbienen. Hier wird die Feierlichkeit an mehreren Nähmaschinen zelebriert, wenn Geburtstagskind und Gäste zum Beispiel Kissen oder Täschchen fertigen. Je nachdem, was sich das Geburtstagskind wünscht. Inhaberin Melanie Schneider geht dabei helfend zur Hand, zeigt den Umgang mit der Nähmaschine und alles, was man über Luftmaschen und Co. wissen muss, damit am Ende alle ein selbstgemachtes Andenken mitnehmen können. Die Kosten belaufen sich dabei auf 20 bis 30 Euro pro Kind.

Stehen Nachwuchskünstler auf der Gästeliste, bietet die "Kunstschule Goldfisch" eine ganze Palette an Möglichkeiten. Erst hört die kleine Gesellschaft ein Märchen, danach wird auf Grundlage der Geschichte gemalt, gebastelt, gefilzt oder gezeichnet. Zwischendurch wird gespielt, jongliert, getanzt und sogar geschauspielert. Drei Stunden Vollzeit-Entertainment gibt es hier für 130 Euro.

Im Keramikatelier "Made by you" in der Leipziger Dufourstraße kann ebenfalls eine gestalterische Sause steigen und beim Bemalen von (Prinzessinnen-)Schalen, Vasen, Döschen und Figuren wie Mini-Äffchen, Drachen und Kätzchen Fingerfertigkeit bewiesen werden. Bezahlt werden muss nur die verschönerte Keramik, die stolz nach Hause getragen wird.

Haben sich kleine Spürnasen, Forscher und Tüftler angekündigt, übernehmen die "Erfinderkinder". Bei verschiedenen Angeboten machen die Kleinen Sherlock Holms, James Bond und Daniel Düsentrieb Konkurrenz. In der Roboterwerkstatt werden beispielsweise erst Grundlagen über Strom und Elektrizität vermittelt, bevor jedes Kind seinen eigenen Roboter baut. Spione und Detektive sind wiederum dem Täter auf der Spur, machen Fingerabdrücke sichtbar, gehen auf Hinweissuche oder entwerfen eine funktionierende Alarmanlage. Auch angehende Chemiker und Weltraumforscher kommen nicht zu kurz: Auf welcher Party werden schon Lavalampen gebaut oder Schaumküsse zum Explodieren gebracht? Um die Geburtstagsmeute wissenschaftlich und pädagogisch wertvoll auf Trab zu bringen, muss das Eigenheim der Eltern nicht mit einer Hypothek belastet werden: Raummiete, Materialien und Betreuung gibt es zusammen für 148 Euro.

Es ist dieser Rundum-Service vieler externen Anbieter, der für viele Eltern verlockend ist. Berufstätigen fehlt oft einfach die nötige Zeit, um einen Kinderfete mit der nötigen Ruhe und Akribie zu planen und auszurichten. Schließlich ist ein Kindergeburtstag kein Kinderspiel. Da kann man im Vorfeld schon mal Nerven lassen. Wer jedoch ebensolche aus Stahl hat und die Party in Eigenregie auszurichten gedenkt, sollte die goldene Faustregel im Hinterkopf behalten: In etwa so viele Gratulanten auf die Gästeliste setzen, wie das Kind Jahre alt wird. Außerdem muss nicht den ganzen Nachmittag Ausnahmezustand herrschen: Bei Dreijährigen reicht eine Partydauer von zwei Stunden, bei Vier- und Fünfjährigen sind etwa drei Stunden genug.

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Zu einem schönen Fest gehört allerdings mehr als ein Geburtstagskuchen mit Kerzen, schließlich halten sich Kinder nicht lang mit Essen auf. Nachdem Pumuckl-Torte und Regenbogen-Muffins heruntergeschlungen sind, ist Einfallsreichtum gefragt. Mit der richtigen Dekoration können leicht Pluspunkte gesammelt werden. Kleine Leute lieben bunte Wimpelketten, schillernde Folienballons oder Konfetti. Hierfür ist der Laden "Balloon Fantasy" die richtige Anlaufstelle – egal, ob es Buchstabengirlanden, raschelnde Pom Poms oder Lampions sein sollen. Besonders beliebt sind die zum Teil handgefertigten Piñatas, ein Partyspaß aus Lateinamerika. Die bunt gestalteten Figuren werden mit Naschereien gefüllt, an die die Partyschar nur kommt, indem reihum so lange draufgeschlagen wird, bis sie platzen. Es folgt ein Süßigkeitenregen, und jedes Kind darf sich so viele Bonbons, Lollis und Co. mitnehmen, wie es zu fassen kriegt.

Auch wenn Eltern gern die Kontrolle behalten wollen – ein eng getaktetes Programm ist der Partykiller schlechthin. Sätze wie „Kommt langsam zum Ende, wir wollen noch Stopptanzen machen.“ lassen die Stimmung garantiert auf den Gefrierpunkt absacken. Eltern sollten die Party lieber dezent aus dem Hintergrund steuern. Haben die Kinder an etwas besonders Spaß, spricht nichts dagegen, sie einfach machen zu lassen.

In jedem Fall reicht ein großer Programmpunkt während des Festes. "Der Auftritt eines liebenswerten Clowns wird garantiert für leuchtende Augen und begeisterten Beifall sorgen", sagt Sylke Schreiber. Die 41-Jährige weiß, wovon sie spricht. Schließlich verwandelt sie sich selber regelmäßig in den "Clown Silli", um auf Kindergeburtstagen für ordentlich Stimmung zu sorgen. Mittendrin statt nur dabei sind die kleinen Zuschauer, wenn Silli das Kinderzimmer zur Manege macht. Die Kinderschar bekommt nicht nur ein buntes Animationsprogramm mit Kinderschminken und Luftballons geboten, die flugs zu Bärchen oder Krokodilen geknotet werden. Sie helfen Silli vor allem dabei, ein echter Zirkusclown zu werden. "Die Kinder dürfen und sollen dabei auch kleine Kunststücke selber ausprobieren", erzählt Schreiber, der die Schaustellerei praktisch in die Wiege gelegt wurde. Schließlich ist die Leipzigerin in einer Artistenfamilie aufgewachsen und blickt bereits auf 25 Jahre Bühnenerfahrung zurück. Seit zehn Jahren tritt sie mit Ehemann Michael Schreiber auf. Showprogramme voller Magie, Comedy oder Illusion gehören ebenso zum Handwerk des Künstlerpaares wie der Kinder-Partyspaß, bei dem das junge Publikum stets mit Feuereifer dabei ist, wenn zwischen Hochbett und Puppenhaus jongliert oder Einrad gefahren wird.

Damit die heimischen Feierlichkeiten am Ende weder Hauptperson noch Gäste überfordern, sollten diese keinesfalls mit komplizierten Spielen am laufenden Band überfrachtet werden. Schließlich gibt es schönere Aufgaben, als am Ende des Tages eine überdrehte Horde Kinder zu bändigen. Besser ist es, wenn sich aufwühlende Aktivitäten und ruhiger Zeitvertreib die Waage halten.

Bei zu viel Ausgelassenheit kann mit dem Vorlesen einer kurzen Geschichte leicht für eine Verschnaufpause gesorgt werden. Um drohende Langeweile abzuwenden, sollten Eltern genügend Spielideen oder kleinere Aktionen in petto haben: Allein das Aufblasen von Partyballons ist ein Riesenspaß ohne viel Aufwand. Mit dem Set Bob Balloon können Luftballons entweder mit Pumpe oder handlichem Mundstück mit Luft befüllt werden. Wie wäre es zum Beispiel, einen Wettbewerb daraus zu machen, wer mit welcher Aufblashilfe am schnellsten seine Ballons gefüllt hat? Am Ende mögen die Kleinen garantiert noch immer die einfachen Dinge. Ganz aus der Mode sind Blinde Kuh und Schokolade-Wettessen dann wohl doch nicht.

Linda Nieke

LVZ

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